Die Butzbacher Zeitung schreibt über die Weidigschule Butzbach

Improvisationstheater regt Schüler an, über Sucht und Konsum nachzudenken

Theater Requisit zu Gast in der Jahrgangsstufe 9 der Weidigschule / Ehemalige Abhängige als Schauspieler

BUTZBACH (thg). Eine „etwas andere Art der Suchtprävention“ gab es an der Weidigschule. Das „Theater Requisit“ war für zwei Vorstellungen mit Improvisationstheater in der Mensa zu Gast. Sie standen aber nicht für sich allein. Im Anschluss gab es Gesprächsrunden der Schüler mit dem Akteuren rund um das Thema Sucht und Abhängigkeit. Die Schauspieler sind alle ehemals suchtmittelabhängige Menschen, die seit Jahren clean leben und speziell für diese Präventionsarbeit qualifiziert sind.
„Erst Spaß gehabt, dann nachgedacht“ lautet der Titel der Veranstaltung, mit der das Theater aus Hattersheim bereits früher am Butzbacher Gymnasium gastierte. Diese Veranstaltung zur Suchtprävention ist ein Angebot zur Stärkung der Persönlichkeit der Jugendlichen als Grundlage für ihre persönliche, schulische und berufliche Entwicklung.
Das Konzept der Präventjonsveranstaltung basiert auf einer Improvisationstheater-Show zu neutralen Themen. Die Gesprächsrunden zum Themenkomplex Sucht schließen sich im geschützten Rahmen an. Darin berichten die Darsteller authentisch von ihren eigenen Erfahrungen mit Sucht und Abhängigkeit — kombiniert mit fundiertem Fachwissen. Hinzu kommen Lehrergesprächsrunden. Darin werden Fragen zum Thema Sucht behandelt und auch die Rolle als Handelnder in der Suchtprävention besprochen.
Die Aufführung des Ensembles hat auf den ersten Blick nichts mit Suchtprävention zu tun. Die Improvisation beleuchtet Alltagssituationen mit entsprechenden Dialogen. Die Schüler wurden dabei zu Mitwirkenden. Zum einen gaben sie vor, in welcher Situation die Akteure auftreten sollen, sei es am Bahnhof oder in einer Kirche. Zum anderen halfen Freiwillige auf der Bühne mit, pantomimisch einem der Schauspieler zu vermitteln, welche Ausrede fürs Zuspätkommen er seinem Chef überzeugend darlegen muss. Es gab sogar mehr Meldungen als notwendig, auch Orte und Ulnstände der Szenen wollten gleich mehrere Schüler vorgeben.
Improvisationstalent bewiesen acht Schüler, als sie ins Stück einbezogen wurden, indem sie die Sätze der Schauspieler beenden sollten. Die spontanen Reaktionen kamen gut an.
Für einen der Abschnitte der Aufführung wurden Charaktereigenschaften und Emotionen gesucht. Die Schüler schöpften die Bandbreite von aggressiv bis verliebt aus. In der Umsetzung der Vorgaben bei einem fiktiven Bau eines Baumhauses zeigte sich, wie schnell ein Stimmungswechsel eintreten und die Beziehung der zunächst harmonisch Zusammenarbeitenden beeinflussen und verändern kann.
Dank der Förderung aus dem Programm „Demokratie leben!“ und des Fordervereins der Weidigschule war es wieder möglich, dass der gesamte Jahrgang 9 das Improvisationstheater erlebte und an den Gesprächen teilnahm. Das berichtete Schulsozialarbeiterin Heidi Nieslony.
Mit diesem Angebot möchte das Theater Jugendliche-für das Thema Sucht sensibilisieren und ihnen ein besseres Verständnis davon vermitteln, was Sucht alles sein kann und wie sie entsteht. So können die Schüler ihren eigenen Konsum überdenken und die Risiken von Suchtmitteln besser einschätzen.

Butzbacher Zeitung, 22.10.2022

BUTZBACH. Das Requisit-Improvisationstheater gastierte für zwei Aufführungen an der Weidigschule.

Text + Foto: thg